ich mein, mehr als sich einsichtig zeigen und besserung geloben fällt mir grad nicht ein.
die probleme um die es hier geht sind derart grundlegend einfach, dass "einsicht zeigen" und "besserung geloben" nicht reichen...die konsequenz muss sein, dass das gesagte reflektiert, verstanden und umgesetzt wird.
wenn die leute nicht wissen, wie sie sich verhalten sollen, dann ist es zeit eigenständig konzepte zu entwickeln, dass sie es wissen. wo das nicht hinhaut, sind wir wieder da. entweder um zu helfen, oder ggf. um grenzen zu ziehen.
hier geht es nicht darum komplexe regelwerke zu verstehen, sondern hier geht es darum zu kapieren, warum larp nicht funktioniert, wenn man sich über andere hinwegsetzt und deren befindlichkeiten ignoriert.
wer "hart" kämpfen will...also ungebremst auf köpfe schlagen, ungebremst chargen und dergleichen tun will, der sollte sich also gedanken machen, wie er sich diesen kampfstil bewahren kann. denn an dieser stelle geht es nicht darum das schale larpgeboffer anderer veranstaltungen zu fahren, damit alles auch schön "safe" ist, sondern ein bewusstsein dafür zu entwickeln, wann und mit wem man das machen kann und wann nicht. dazu gehört dann zB, dass man in jedem einzelnen kampf jederzeit sinngemäß ein "hintergrundprogramm" laufen hat, dass die situation darauf abcheckt ob man selbst im grünen bereich unterwegs ist (-> werde ich gerade OT wütend? schlage ich wild drauflos oder landen meine schläge da wo sie sollen?), der andere im grünen bereich ist (->dreht der andere gerade frei? prügelt der wie wild auf mich ein?) und ob die situation gerade insgesamt soweit okay ist (->gehen hier gerade sachen massiv kaputt? liegen hier leute auf dem boden die nicht wegkönnen und es trampeln leute über sie? prügeln sich da leute gerade unmittelbar neben einer flammschale in der heisses öl brennt? usw. usf.)
"larp für erwachsene" heisst eben auch aktiv verantwortung tragen und situationen so gestalten, dass da am ende möglichst viele mit gutem gefühl rausgehen. das lässt sich nicht in konkrete handlungsanweisungen ummünzen, weil die situationen in denen man erwachsen sein muss viel zu vielfältig sind als das man sie alle benennen könnte. man kann aber sehr gut durch alle diese situationen durch, wenn man grundsätzlich in dem modus fährt den mitspieler nicht als "gegner" zu betrachten sondern eben als mitspieler, der mal grundsätzlich erstmal kein vollidiot ist und der ebenfalls -wie man selbst- den anspruch hat "gutes spiel" zu erleben.
larp besteht aus einem andauernden aushandeln was denn überhaupt "gutes spiel" ist und das klappt natürlich auch nicht immer, aber eine eskalation von situationen ist eben auch gut zu verhindern.
wer bei einer wallerstürmung jemandem mehrfach auf den unbehelmten kopf drischt, der hat die kontrolle über die situation verloren und prügelt einfach nur noch, wo er einen kampf weiterhin darstellen sollte. diejenigen müssen lernen solche situationen bewusst zu erleben und -wo nötig- zu steuern.
wer gezielt auf einen unbehelmten kopf schlägt, das auch weiss und im nachgang dann mit dem dummen "ööööh...soll halt helm tragen" argument kommt, derjenige muss seine einstellung zum larp fundamental überdenken, denn diese einstellung ist asozial und für andere und auch einen selbst tendenziell gefährlich.
für OT-geschichten gilt das ebenso : hier gilt es ein bewusstsein dafür zu entwickeln wann die party aus´m ruder läuft...ihr könnt ja (fast) tun was ihr wollt und müsst um himmels willen nicht demnächst das feine porzellan auspacken, die hände im schoß falten und dann im kreis sitzen und andächtig lieder aus´m gesangbuch singen.
aber vielleicht fährt man nicht hackevoll auto und bringt damit nicht sich und andere in gefahr.
vielleicht fällt man nicht irgendwo ein und fängt an unsinn zu machen der andere massiv aufbringt.
vielleicht schmeisst man ja mit flaschen um sich und lässt etliches zu bruch gehen...aber vielleicht kommt man dann auf die idee scherben und ähnlichen kack auch wieder wegzumachen, bevor es ein anderer tun muss, der realisiert : "scherben in kampfbereichen -> kacke".
vielleicht räumt man andere spieler/lager auch nicht kompromisslos aus, sondern lotet vorher vielleicht kurz aus, was okay ist und was nicht - auch ungeachtet der eigenen meinung zu dem thema.
im kern des ganzen läuft das alles auf eine extrem einfache grundaussage hinaus : DU bist verantwortlich für den Verlauf jeder Situation. DU kannst JEDERZEIT jede Situation beeinflussen. Und in jedem Fall bist Du selbst im besonderen Maße für die SItuationen verantwortlich die Du selbst geschaffen hast.
Im idealen Fall trifft man im Larp auf Leute, die sich dieser Verantwortung auch bewusst sind...und dann könnt ihr so ziemlich jedes Larp haben was ihr haben wollt. Im weniger idealen Fall liegt die "Last" dann bei demjenigen der das Unvermögen des Anderen puffern muss.
Im schlimmsten Fall treffen Leute aufeinander die eine Situation weder überblicken noch kontrollieren können...und im allerschlimmsten Fall treffen Leute aufeinander die das nicht können, aber davon überzeugt sind, dass sie das doch tun. Stichwort Traefjord-Angriff.
Das Problem wird sein dieses Donnerwetter ordentlich zu verorten. Es dürfte nicht unwahrscheinlich sein, dass jetzt Leute denken, dass ihnen hier irgendein komisches LARP aufgenötigt wird in dem irgendwie gar nichts mehr geht und man andauernd fragen muss ob etwas okay ist und nach jedem Schlag am besten nachfragt "ist okay, ja? tut was weh? geht es dir gut? wie war das für dich so?" und deswegen rummuffeln.
Aber genau darum geht es halt nicht - das wäre nur die Konsequenz die ihr vermutlich zu erwarten habt, wenn weiter "Larp für Erwachsene" für verantwortungs- und rücksichtsloses Draufdreschen und -generell- für das Durchpressen des Rechts des Stärkeren/Lauteren missbraucht wird.
Wie ihr euch verhalten sollt?
Erwachsen. Reflektiert. Kontrolliert.
Das ist der notwendige Rahmen um im Larp eskalieren zu können.
Niemand von uns erwartet hier 100%ige Umsetzung und das perfekte Larplager in dem jeder zu jeder Zeit immer alles unter Kontrolle hat. Darum geht es nicht...aber es geht um eine Art "Common sense", ´ne Art Lagergeist der dafür sorgt, dass man aufeinander und auf den nächsten achtgibt...das man extremere Larppositionen ("Alle sind Mongos und wenn DIE nochmal kommen, gibt´s volle Lotte aufs Maul", "Yeah Gewalt geilgeilgeil") erkennt und puffert...und das ohne Buhmänner die mit der Eselsmütze in der Ecke zu stehen haben, weil "die Orga" die Rüpel angeblich bestraft sehen will.
Wir hatten das schonmal...das war die "alte" "schöner Sterben"-NSC-Mentalität die ohne große Verbissenheit und sehr smooth dahergekommen ist. Das ist das, aus dem sich ein OHL ursprünglich entwickelt hat und was -schon auf dem DF- Stück für Stück am Boden verloren hat und gegen eine Art von "Wir sind saucool...und der Rest halt nicht" zu Teilen im Lager ersetzt wurde. Zum KLEINEREN, aber sehr lauten Teil, dem wir hier gerade die Deutungshoheit entziehen.
Wer nicht weiss was er tun soll...tja...der muss jetzt eben mal ein bisschen nachdenken. Über eigenes Verhalten, über die eigene Einstellung zu Larp. Und wir schauen uns einfach die Ergebnisse an...und unsere Aufgabe -die ebenso schwierig ist- wird sein als Orga unsererseits nicht zu überdrehen und sehr genau abzuwägen wo wir sagen "Hier hat´s jemand nicht verstanden" und wo einfach nur der normale Kram ist, der im Larp nunmal passiert. Wir sind sicher da um beim nachjustieren zu helfen...aber wer nicht will, dass wir starre Regelwerke aufstellen muss an den Punkt kommen die vorhandenen Regeln zu begreifen und damit dynamisch arbeiten zu können.
Was sehr wichtig ist zu kapieren : Wir versuchen hier ein möglichst freies, offenes Larp zu erhalten...deswegen können wir an dieser Stelle gar nicht ein Regelwerk aufstellen das ganz genau sagt wann man sich wie genau zu verhalten hat. Der Moment in dem das geschieht ist der Moment an dem
Kopftreffer, Chargen, Stechen und alles Mögliche strikt reguliert und ggf. verboten wird.
Und dann sind wir halt wieder in dem Larp, dass uns dazu gebracht hat die Veranstaltung zu wechseln.
Muss wirklich nicht sein.
Das betrifft nicht Euch allein als OHL...aber ihr seid eben UNSERE Baustelle...ihr werdet sicherlich von uns noch mehr als das hier bekommen, denn hier sind erstmal Probleme benannt worden. An Lösungen werden wir auch gemeinsam arbeiten - auch, weil ich zB nicht glaube, dass das klappt wenn wir euch das hier vorsetzen und ausschließlich sagen : "Jetzt macht da mal was draus".
Dafür fehlt es mMn einfach auch oft an Erfahrung und Kompetenz und dazu kommen da sicher auch wieder gruppendynamische Prozesse ins Spiel, wo sich Leute zusammenhocken und furchtbar missverstanden und ungerecht behandelt fühlen, weswegen sie ggf. bockig und moserig werden.
Müssen wir in jedem Einzelfall schauen wie wir das handhaben.