Mein lieber Herr Gesangsverein, ein profunder Fragenkatalog. Aber ich werde mal versuchen, so gut es geht darauf einzugehen.
Flosch hat geschrieben:Mir geht es hauptsächlich darum, wie Trolle heutzutage (habe 6 Jahre ausgesetzt) im LARP wahrgenommen werden.
Ich habe oft das Gefühl gehabt, dass Trolle gern als Variable für nahezu alles herhalten müssen. Das ist zum einen der Tatsache geschuldet, dass sie in den verschiedenen Fantasy-Hintergründen sehr unterschiedlich dargestellt werden, zum anderen hängt es meines Erachtens damit zusammen, dass sich dies im LARP verselbständigt hat und Trolle z.T. das passende Schlupfloch für Leute wurden, denen Orks zu profan waren und die daher auf Teufel komm raus etwas Besonderes spielen wollten, quasi den Exoten unter den Exoten.
Das ist mithin auch ein Grund, warum es schwerfallen dürfte, Trollspiel exakt zu definieren und auf einen Nenner zu bringen. Man sollte dabei auf jeden Fall die Vielfalt der möglichen Ansätze berücksichtigen.
Flosch hat geschrieben:- Was unterscheidet einen Troll von einem Oger, außer das ein Oger meist nur ein Horn auf der Stirn trägt?
Ich würde in jedem Fall behaupten, dass Trolle eher kulturfähig sind als Oger, wenn auch nur in begrenztem Maße. Bei Ogern habe ich immer sehr triebhafte Wesen vor Augen, die wie Tiere quasi alles aus dem Antrieb heraus tun, diese zu befriedigen (oberste Priorität hat natürlich das Stillen ihres unermesslichen Hungers). Daher sind sie auch kaum zu vernunftgeleitetem Denken in der Lage. Bei Trollen spielen diese Triebe natürlich auch eine Rolle (wie auch bei gewissen nichtdomestizierten Orkrassen ;) ), aber nach meinem Dafürhalten werden Trolle nicht so stark durch sie beherrscht und sind auch in der Lage, einen komplexeren Denkprozess in Gang zu bringen, um ihr Ziel zu erreichen. Dazu kann sich ihre Gier auch auf unnatürliche Dinge (wie z.B. Gold) richten.
Rein physiognomisch fällt es schwer, sich bei Trollen genau festzulegen, solange man sich nicht auf eine bestimmte Vorlage bezieht. Oger würde ich als den Menschen ähnlicher ansehen. Sie müssen sich in Sachen Hautfarbe nicht zwangsläufig stark von diesen unterscheiden. Ich würde bei ihnen vor allem darauf achten, sie unmenschlich fett, wulstig, kräftig und hässlich darzustellen (also ohne Fat-Suite, aufwändige Maskenapplikationen usw. dürften nur sehr, sehr wenige Leute in Frage kommen, eine solche Rolle glaubhaft darzustellen).
Flosch hat geschrieben:- Was sind Eurer Meinung nach die besten Indikatoren im Spiel, die einen Troll kennzeichnen?
-Was unterscheidet einen langen Goblin von einem kleinen Troll? Mal abgesehen davon das der jeweilige Spieler selber seinen Körper richtig einschätzen sollte.
(siehe dicke Elfen und 2m Zwerge)
Bei Trollen kommt es wie gesagt immer auf den Ansatz an. Man kann z.B. eher dem mythologischen Vorbild folgen und sie als geheimnisvolle Naturgeister spielen. Ob es dann kleine, koboldartige Schadensbringer, boshafte, gierige Zauberwesen oder gewaltige, Ehrfurcht gebietende Brückentrolle sind, ist schon wieder eine andere Frage.
Sicherlich kann es dann auch mit Goblins zu Überschneidungen kommen, aber das liegt daran, dass beide Sagengestalten sind und hier schon durch die Herkunft der Sagen aus verschiedenen Sprachen, undeutige Überlieferungen usw. sich keine klare Abgrenzung anstellen lässt.
Wichtig ist meiner Meinung nach vor allem, dass ein Troll ein gewisses Bedrohungspotenzial für Menschen darstellt, das sich aus ihren Urängsten speist. Beispiele dafür könnten sein: Er haust nicht in Siedlungen, sondern in den entlegensten, unwirtlichsten Winkeln der wilden Natur oder in tiefen, dunklen Höhlen - Gegenden eben, die sich des Einflusses von Fäntelaltermenschen entziehen. Er könnte potenzieller Fressfeind der Menschen sein - auch wenn er sich nicht ausschließlich von ihnen ernähren sollte. Generell ist die Gier, die ihn antreibt, etwas, das von den Menschen als böse und bedrohlich gedeutet werden könnte. Im Zusammenhang mit seiner körperlichen (oder bei kleinen Trollarten womöglich eher metaphysischen) Überlegenheit, seinem fremdartigen Aussehen und einer prinzipiellen Unberechenbarkeit seiner Motive und Unvorhersehbarkeit seines Handelns ergibt sich ein weiteres Schreckensbild. usw.-
Das sind alles Dinge, die in gewisser Weise auch auf andere goblinoide Rassen zutreffen können, aber ich denke, gerade die Kombination macht es aus. Wenn du es dann noch schaffst, den Troll zwar von einfachem Gemüt, aber doch mysteriös darzustellen, ergibt sich ein klar abgrenzbares Bild. Gerade deswegen bin ich auch der Meinung, dass zu viel Slapstick, Albernheiten und forcierter, übermäßiger Humor die Trolldarstellung schnell kaputt machen können.
Ein weiterer Punkt, der Trolle von Orks abgrenzt: Sie sind eher Einzelgänger und neigen nicht so stark dazu, sich zu organisieren. Klar sind kleinere Sippenverbände von Trollen stimmig, aber sie treten eigentlich nie in großen Heeresverbänden auf. Das mag natürlich auch an ihrer geringeren Anzahl liegen, aber ich habe das Gefühl, dass, während Orks im Kollektiv aufgehen und sich dort besonders stark fühlen, dies bei Trollen einfach nicht nötig ist. Eine Armee von Trollen wäre auch dem sehr erstrebenswerten "Sense of Wonder" dieser Rasse eher abträglich.
Flosch hat geschrieben:- Gibt es IT Trollgötter die bespielt werden?
Sauron. ;) |P
Nein, reine Trollgötter wären mir nicht bekannt, was daran liegen könnte, dass mir Trolle bisher nur als Anhängsel von Orktruppen untergekommen sind. Aber ich kann mich auch irren.
Flosch hat geschrieben:-Worin unterscheidet sich ein Trollschamane von einem Orkschamanen?
Schwer zu sagen. Ich würde vielleicht die Glaubensvorstellungen naiver, spiritueller und weniger pragmatisch halten als bei Orkschamanen. Aber da lasse ich lieber die Leute zu Wort kommen, die sich damit besser auskennen. ;)
Flosch hat geschrieben:- Was ist mit Trollsprache? Dummsprech ist für Orks undiskutable und Blackspeech ist richtig Cool, aber wie wird das bei Trollen gesehen?
Ist es da noch ok, schließlich ist Blackspeech nicht leicht zu erlernen und Trolle gellten meist nicht als die Sprachgenies? |P
Oder sollten Trolle lieber eine eigene Sprache haben? ??? >]
(Ich entwickele gerade eine). ;D
Im Tolkien-Legendarium ist die Schwarze Sprache die einzige, die die Olog-hai beherrschen. Aber bei denen handelt es sich ja auch um eine eigene Kriegszüchtung Saurons.
Bedenke auf jeden Fall, dass eine Sprache nur dann einen Sinn hat, wenn man sich auch durch sie mit anderen verständigen kann. Unter vielen Gruppen des Orklagers gibt es eine Art "Agreement", dass die Blackspeech (in der Lugbûrzversion) am stimmigsten für das Spiel ist und es einfach Unsinn ist, wenn jeder Drei-Mann-Clan seine eigene Sprache spricht, da man sich so nicht verständigen können wird. Klar haben die einzelnen Gruppen auch eigene Begriffe für manche Dinge (z.B. Ränge, Befehle o.Ä.), aber insgesamt bringt es für das Spiel schon sehr viel, wenn man sich gegenseitig weitestgehend verstehen kann.
Klar bietet es sich daneben auch noch an, für die eigene Gruppe eine eigene "Geheim"-Sprache zu haben. Das könnte aber ein recht umfangreiches und anspruchsvolles Unterfangen werden.
Flosch hat geschrieben:-Wie ist es mit Goblins und Ogern? Haben die IT andere Sprachen?
Wäre mir bislang nicht aufgefallen...
Flosch hat geschrieben:- Andere Rassen(Lichtis) sehen Trolle nur als Mitläufer bei den Orks, sehen Orks das auch so?
Schwer zu sagen. Da kann ich wieder einmal nur für mich selbst sprechen: Es kommt ganz auf die Rolle und den Hintergrund an. Wenn der Troll sich nur rein optisch von den Orks unterscheidet, sehe ich den Sinn einer eigenen Rasse oftmals nicht. Durch kulturelle Eigenheiten kann er sich aber sehr gut abheben und damit seine Daseinsberechtigung weit vergrößern. Ansonsten ist das stark abhängig von ihrem Verhalten.
"Große" Trolle würde ich
IT eher als Monster behandeln. Schlachtbestien, Wesen, die nur für den Krieg geschaffen sind und die man ansonsten am besten an der Kette halten sollte - natürlich nur solange ihr körperliche Überlegenheit auch glaubwürdig dargestellt wird.
Flosch hat geschrieben:- Was unterscheidet gutes Trollspiel von gutem Orkspiel.
Das besprechen wir besser ein andermal... Oo) Im Ernst, ich hoffe, dafür hier mit meinen Antworten schon ein paar Ansätze geliefert zu haben und nun gehen mir erstmal die Ideen aus.